Hoch Sitzen/Highly Perched Trailer, 2:17 min
Begründung der Jury, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen:
Lobend erwähnen wollen wir einen Film, der auf der Schnittstelle von Forschung und Dokumentation operiert. Direkt zu Beginn schon wird Ausgangspunkt und Blickwinkel der Beobachtung offengelegt. Streng geordnet erleben wir dann nach und nach einen ganzen kulturellen Kosmos: Traditionen, Geschlechterrollen, Lieder. Wir erfahren von einer eigenen Sprache: die versachlicht, legitimiert und überhöht. Und wir begreifen die zugehörige Blickperspektive. In dem Film geht es um nichts weniger als um den Akt des Tötens. Um die Entscheidung über Leben und Tod, bei der Jagd – ganz ohne Not. Ausgangs- und Endpunkt der erhellenden dichten Beschreibung ist eine Skulptur: zwei Hochsitze, die sich gegenüberstehen.

Hoch Sitzen/Highly Perched, 2021 Full HD, 24:37 min; Excerpt, 7:37 min
Rund um den für die Jagd nutzlosen Aufbau zweier sich gegenüberstehenden Hochsitze entspinnt sich der jagdliche Kontext als multimediale, performative Situation. Der Film lehnt an ethnografische Untersuchungen an, er nutzt Beobachtung und fremden Blick, um die brüchigen und seltsamen Themen der jagdlichen Tradition zu befragen. 

 

Steam & HazeFull HD, 22:54 min, 2019
Steam & Haze ist ein semidokumentarisches Video über meine Nachbarschaft auf der Hauptstraße 18 in Mönchengladbach-Rheydt. Ich wohnte dort von April bis August 2019. Von der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft, Bonn, angefragt, hatte ich keinen konkreten künstlerischen Auftrag, sondern die Möglichkeit eines ergebnisoffenen, teilnehmenden Beobachtens in der neuen Nachbarschaft. Entstanden ist ein künstlerisches Portrait dreier Orte auf der Hauptstraße, die, jeweils nicht mehr als 5 Meter voneinander entfernt, anscheinend nichts verbindet. Alle drei Handlungsorte – ein exklusives Konditorei-Café, der Stammplatz einer jungen Bettlerin und ein E-Zigaretten-Laden sind durchdrungen von Ideen zwischen Geschmack, Genuss und Sucht. Der Film schiebt die drei Welten dort ineinander, wo es überraschende Verknüpfungen gibt: Der Löwenanteil der käuflichen Aromen im E-Zigaretten- Laden besteht aus Kuchensorten, die man dort „dampfen“ kann, und die Bettlerin, die ihren Konsum durch die Gaben der Café-Besucherinnen finanziert, hält Kuchen für eine Droge, die süchtig macht.

Die kleine Bucht, vom Ufer aus kaum wahrzunehmen, HD, 15 min, 2018 
Roland Barthes unterteilt die Räume unseres Wohnens in drei Stufen: das Territorium, das Refugium und den proxemischen Ort. Proxemisch ist dabei jener Raum, der uns so unmittelbar umgibt, dass er beinahe zum eigenen Körper gehört: es ist „der Kubikmeter Raum, der dem sonst unbewegten Körper in Reichweite liegt“.* Gewöhnlich sind dies häusliche Orte, wie Bett, Schreibtisch, Sessel oder Nachtischschublade. Angefangen bei den Ansitzen der Angler am Peene-Ufer, sucht das Projekt nach solchen Raumqualitäten im Draußen.

Hühner in der Kurve, HD, Farbe, 12:38 min, 2015/2016
Zur Installation an der Straße bringt der Film die beiden ursprünglichen Wirkungsorte der Exponate – Geflügelfarm und Rennstrecke – ins Spiel. Alle Bilder befassen sich mit der Präsens wie mit der Abwesenheit von Geschehen und Ort – das bewegte Bild wird zum Medium, Stillstellungen zu visualisieren.
Hühner in der Kurve entstand im Rahmen der Ausstellung “Ortsumgehung”, Kunstverein Alte Schule Baruth, 6.09.-04.10.2015.
Der Film „Hühner in der Kurve“ entstand im Rahmen des Onomato-Werkstipendiums 2016.
Gefördert von
Stiftung Kunstfonds/Kulturamt Teltow-Fläming/EWE stiftung/Bildungs-, Jugend-, und Sportstiftung Teltow-Fläming/Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam/Bau & Garten Handel Baruth/Stadt Baruth/Klenk Holz AG/Kulturamt Landeshauptstadt Düsseldorf
PRIDE OF CREATION / REKULTIVIERUNG
Zusammen mit Andreas Siekmann,100 min, 1990
“Ausgangspunkt für den Film war das Gespräch mit einem namhaften Kunstprofessor über dessen künstlerisch – genialische Schöpferperspektive: ‘Wenn ich morgen früh aufstehe und kein Vogel zwitschert mehr vor meinem Fenster, dann möchte ich mit der Kunst soweit sein, dass ich das alles nicht brauche, dass ich das alles nicht vermisse. Dass wir das selber machen können.’  Das fand ich sehr inspirierend, und wenige Tage darauf ging ich zusammen mit Atelierkollege Siekmann ans Werk: Für einen ersten Anfang beschlossen wir, einen kleinen Fliederbaum selbst zu belauben….Ganze 100 Minuten, ungeschnitten in Echtzeit, wird der Schöpfer-Vorgang dokumentiert und zum ruhigen Bild einer langsamen, arbeitsreichen Veränderung. Scheinbar dokumentarisch, ist der Film rückwärts gedreht und inszeniert. Alle Bewegungen wirken  bemüht, tumb, schwerfällig. Die Mühsal des bescheidenen Schaffens ist offensichtlich, die Anmaßung eines unreflektierten Geniekults wird sinnfällig.”
(Katalogtext Kunstfilmtag10, Düsseldorf, 2010)

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