Ausstellungssituation im Neuen Kunstverein Gießen 2012/2013
Die Car Spam Card Collection besteht aus knapp 1000 verschiedenen Karten, die Autohändler im Stadtraum hinterlassen haben. Von der Straße aufgesammelt, werden sie wie eine urbane Schmetterlingssammlung in eigens angefertigten Sortierkästen präsentiert.
„(…)Diese Nebenprodukte der Dienstleistungsgesellschaft werden liebevoll aufgelesen und in eleganten Holzkisten zusammen getragen. Gather recycelt also das Recyclingsangebot von Second-Hand-Händlern und wertet es auf – schon durch seine bloße Aufmerksamkeit. In seiner Wunderkammer des Trivialen entwickelt er dann eine Taxonomie der Kärtchen, die nach Anbieter, Farben, Bildmotiven oder rhethorischen Formeln klassifiziert werden. Diese penibel und konzentrierte Tätigkeit, (…), gepaart mit dem systematischen Vorgang der Klassifizierung, lädt plötzlich die unbeliebte Werbung mit einer neuen Wertigkeit auf und stellt sie auf den Podest des Edlen und Wertvollen.(…) Natürlich geht es hier auch um die Statusfrage des Ausgestellten, bzw. gesammelten Objektes und um die Legitimität mancher Kunstwerte. Aber es scheint eher das Interesse an soziologischen Phänomenen zu sein, die den Künstler zu dieser absurden Tätigkeit führt. Diese Karten verweisen nämlich nicht nur auf das Geschäft mit gebrauchten Wagen hin; sie sind die konkreten Spuren des Verteilers, der durch die Stadt geht und sich gezwungenermaßen die Straßen aneignet. Wie Hänsel und Gretel hinterlässt er Spuren aus buntem Plastik; unbewußt markiert er seinen Weg und macht seinen Parcours sichtbar – Gather läuft nach und hält den Streifzug fest.
Ich weiß, dass Gather sich für diese Art von winzigen, unbedeutendsten Spuren unserer Zivilisation interessiert, und dass er auf solche gesellschaftliche Mikrointeraktionen besonders achtet und sie in seine Arbeit integriert; ich weiß, dass Gather diese ansonsten unbeachteten Spuren als Indikatoren unserer Beziehung zum Raum versteht. In dieser Hinsicht ist diese kleine Ausstellung der originelle Beitrag eines Künstlers zur Mikrosoziologie.“ Emmanuel Mir, Oliver Gather im Showroom Tina Miyake, in: Perisphere, 2011
Car Spam Card Collection, 2011, Erle, Glas, Papier, ca. 100x150x120cm Foto: Peter Podkowik
Ausstellungssituation im Showroom Tina Miyake, Düsseldorf 2011