Sechs Nächte lang wurden die obersten Etagen des Funkhauses Wallrafplatz, des Hansahauses, des Hochhauskomplexes der Fachhochschule Köln, des KölnTriangle, des Colonia-Gebäudes und des Kölnturms in ein temporäres Zeltlager verwandelt. Diejenigen, die die Etagen täglich bevölkern, waren als Gastgeber und aktive Teilnehmer des Projekts präsent. Während der Übernachtung wurde ein neuer, persönlicher Bezug zum Ort hergestellt – für die Gastgeber durch eine andere Nutzung der ihnen aus dem Alltag vertrauten Orte, für die anderen Teilnehmer durch den Austausch der gewohnten Perspektive des vom Boden aufsteigenden Passanten gegen eine persönliche Aneignung der sonst unzugänglichen Orte oben.

„Die Künstler laden zu einer Campingtour durch die oberen Etagen Kölns ein und verbinden Hochhaussehnsüchte des 20. und 21. Jahrhunderts mit nomadischen Wurzeln der Menschen: Wenn am Abend die Alltagsnutzer ihre Etage über den Dächern der Stadt verlassen, ziehen sie in der Zeltgruppe mit ihren ein- bis zweiköpfigen Biwaks, die von den Künstlern betreut werden. Man lernt den Ort, die Gastgeber und die Mitcamper kennen, genießt die Aussicht, erkundet die vorhandene Architektur und geht früher oder später ins Bett. Nach dem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen geht jeder zurück auf seine gewohnten Wege. Für einen Abend, eine Nacht und einen Morgen wird ein nicht-öffentlicher Ort in exponierter Lage neu definiert und wie ein Naturraum in Besitz genommen.“

Oliver Gather mit Rebekka Reich.
plan09 Forum aktueller Kunst und Architektur in Köln, Köln (D) 2009, www.ncp-koeln.de
Gefördert durch: Kulturamt Stadt Köln, Landesinitiative StadtBauKultur NRW, Landschaftsverband Rheinland (LVR)

Sechsmal Camping in der Normalität am Stadtrand.

„Zelten, wo andere wohnen“ – die Nomad City Passage war ein wandernder Campingplatz. Die BewohnerInnen der Wohnanlagen, interessierte LinzerInnen und BesucherInnen des Festivals waren eingeladen, eine Nacht im Zelt am Linzer Stadtrand zu verbringen. Sie übernachteten an Orten, die den Rand der Stadt in seiner „Normalität“ prägen. Das gemeinsame Aufstellen und Nutzen eines temporären, wandernden Zeltplatzes an ungewöhnlichen Orten bot einen ungewöhnlichen Zugang zum eigenen Lebensraum. Die alltagsnahen Übernachtungen fanden mitten in der Woche statt, mit den damit verbundenen Einblicken in die nächtlichen Routinen der Orte. Ein gemeinsames Frühstück bildete den Abschluss der Übernachtung. Wir interpretierten Stadtplanung als Besetzung von offiziell ausgewiesenen Orten und durchschnitten sie mit der Aktion des Zeltens, als archaisches Prinzip der Landbesetzung und der Erkundung neuen Terrains.

Rebekka Reich zusammen mit Oliver Gather
Festival der Regionen „Normalität“, Linz09 Kulturhauptstadt, Linz (A) 2009, www.nomadcitypassage.at

Alles geht nach Hause. Wir bleiben. Zum Schlafen. 5 Nächte zog ein Zeltplatz durch Düsseldorf und lud zu ungewöhnlichen Übernachtungen ein.
Es wurden Orte aufgesucht, die für Düsseldorfs Selbstbild als prosperierende Stadt stehen: Kunstmuseum, Medienhafen, Shopping-Mall, Tennisclub und Golfplatz.Nachmittags installiert das Zelt-Team vor Ort die Zeltplatz-Rezeption. Abends treffen die Gäste ein. Beim Einchecken erhält jeder Gast Zelt, Luftmatratze, Handtuch, Taschenlampe und Nachtlektüre. Er sucht sich seinen Platz, wo er sich für diese Nacht niederlässt.Zusammen mit dem „Ortseigner“ erzählt das Zelt-Team in einer informellen Auseinandersetzung mit den Gästen über Hintergründe, Geschichte, Funktion etc. des Ortes.Durch die Übernachtung wurde ein persönlicher Bezug geschaffen zwischen dem einzelnen Stadtbewohner und einem Ort, der vordergründig nach repräsentativen Gesichtspunkten ausgerichtet ist. Die nächtliche Unbenutztheit, der funktionslose Zustand bot Gelegenheit, den Ort außerhalb seiner Inszenierung zu begreifen.Das Verlagern eines der intimsten Handlungen des Menschen – das Schlafen – an eine öffentliche oder halböffentliche Stelle öffnet eine neue Wahrnehmung des Platzes und mit ihm der gesamten städtischen Struktur.